Marxismus-Leninismus ade

Woche für Woche können Sie hier nachlesen, was vor 30 Jahren los war. Wie das Land entstand. In dieser Woche werden die Hochschulen neu strukturiert.

16. Dezember

Energie: Die Preise für Strom und Gas werden zum Jahresbeginn auf dem Gebiet der ehemaligen DDR deutlich steigen: Dann entfallen die bisherigen staatlichen Preisregelungen und Subventionen. Heizenergie wird noch bis April verbilligt abgegeben.

17. Dezember

Hilfe: Das Technologiezentrum Rostock-Warnemünde erhält 330.000 DM Aufbauhilfe aus Schleswig-Holstein. Als Zuschuss für seine Ausstattung.

Und das noch: Lothar de Maizière tritt als Bundesminister für besondere Aufgaben zurück. Anlass sind Vorwürfe, er habe für die Stasi gearbeitet. Er bestreitet das. Lothar de Maizière war von April bis Oktober 1990 der erste demokratisch gewählte und zugleich auch letzte Ministerpräsident der DDR und danach Minister im Kabinett Kohl.

18. Dezember

Warten: Die Polizisten im Land warten auf ihre Einzelfallüberprüfungen – und damit auch auf eine Entscheidung, ob sie im Polizeidienst bleiben können oder nicht.

19. Dezember

Bildung: Das Landeskabinett gibt Details zur Umstrukturierung der Hochschullandschaft bekannt: Die Marxismus-Leninismus-Sektionen werden aufgelöst. Ebenso wie das Institut für Katastrophenmedizin in Greifswald, das Institut für Sozialwissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Neubrandenburg, das Institut für Lateinamerika-Wissenschaften in Rostock, das Institut für Erziehungs- und Sozialwissenschaften in Güstrow sowie das Institut für Pädagogik und Psychologie in Neubrandenburg. Neu eingerichtet werden unter anderem die juristischen Fachbereiche in Rostock und Greifswald.

Die Universität Greifswald ist eine der ältesten Universitäten Deutschlands. Foto: Pixabay/Henry Berner

20. Dezember

Finanzen: Drei Milliarden Mark – so groß ist die Lücke, die im Entwurf zum Landeshaushalt für 1991 klafft. Geschlossen werden muss sie durch Kredite. Nur rund 14 Prozent der Ausgaben können über Steuereinnahmen gedeckt werden, sagt Finanzministerin Bärbel Kleedehn. Gut ein Drittel seiner Einnahmen erzielt MV aus dem Fonds „Deutsche Einheit“.

Sitzungen: Der neu gewählte Bundestag trifft sich zur ersten Sitzung. 150 der 662 Abgeordneten kommen aus den neuen Bundesländern und Ostberlin. Rita Süssmuth wird erneut zur Bundestagspräsidentin gewählt.

Noch eine Sitzung: Auch die Regierungschefs aller Bundesländer kommen heute zum ersten Mal gemeinsam zusammen. Dabei geht es vor allem die Finanzausstattung der neuen Länder und um europapolitische Fragen.

Rücktritt: Der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse kündigt überraschend seinen Rücktritt an. Er begründete seine Entscheidung unter anderem damit, dass in der Sowjetunion eine Diktatur drohe.

Und das noch: Im Westen gibt’s alles? Von wegen! In diesem Jahr sind Schokoladenweihnachtsmänner knapp.

21. Dezember

Wirtschaft: 377. So viele staatlich anerkannte Ausbildungsberufe gibt es derzeit in Deutschland. Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat sie in einem Verzeichnis gebündelt.

Und das noch: Die Polizisten im Land tragen noch immer ihre alten Uniformen. Die Dienstkleidung soll nicht einfach in den alten Bundesländern bestellt, sondern zum Wohle der eigenen Wirtschaft in MV gefertigt werden. Und das dauert noch.

22. Dezember

Wirtschaft: Im Hydraulikwerk in Parchim sollen im kommenden Jahr 1500 Menschen entlassen werden – 500 mehr als bisher beabsichtigt. Die Geschäftsführung begründet die Entscheidung mit einer schlechten Entwicklung auf dem internationalen Markt.

Und das noch: In der Weihnachtszeit bitte nicht die Fernsprechauskunft anrufen! So der Appell der Post, um Überlastung zu vermeiden. Zwischen Ost und West standen früher knapp 1400 Telefonverbindungen zur Verfügung. Im Dezember 1990 ist die Situation noch nicht viel besser.