MV wählt ersten Landtag

Woche für Woche können Sie hier nachlesen, was vor 30 Jahren los war. Wie das Land entstand. Zum Start: die erste Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern.

14. Oktober 1990

Landtagswahl: Am 14. Oktober 1990 wählen die Bürgerinnen und Bürger in Mecklenburg-Vorpommern ihren ersten freien Landtag. Das Ergebnis: Die CDU wird mit 38,3 Prozent stärkste Partei, es folgen SPD (27,0 Prozent), Linke Liste/PDS (15,7 Prozent) und die FDP (5,5 Prozent). Die Wahlbeteiligung liegt bei 64,7 Prozent. Das bedeutet: Patt im Landtag. Je 33 Sitze für CDU (29), FDP (4) und SPD (21), LL/PDS (12). Die Frage nach der Regierungskoalition bleibt an diesem Tag offen.

Alfred Gomolka. Wahlplakat der CDU. Foto: KAS (KAS/ACDP 10-034 : 1 CC-BY-SA 3.0 DE)

Landtagswahl: Grüne (4,17 Prozent), Bündnis 90 (2,23 Prozent) und Neues Forum (2,93 Prozent) sind mit getrennten Listen angetreten – und scheitern allesamt an der Fünf-Prozent-Hürde. So bleibt MV das einzige der neuen Bundesländer ohne parlamentarische Vertretung der Bürgerbewegung.

Und das noch: Die Deutsche Biertrinker Union kommt bei der Landtagswahl auf 0,55 Prozent – das sind exakt 4.936 Stimmen.

15. Oktober 1990

Landtagswahl: Der SPD-Landesvorsitzende Harald Ringstorff lässt verlauten, dass keine große Bereitschaft bestehe, mit der CDU eine große Koalition einzugehen. Ich schließe nicht aus, dass mit der Bundestagswahl im Dezember auch ein neuer Landtag gewählt wird.”

Landtagswahl: Eine entscheidende Rolle bei der Koalitionsfindung könnte der Rostocker Wolfgang Schulz spielen. Er hat die SPD verlassen und noch nicht mitgeteilt, ob und wie er sein Mandat wahrnehmen wird.

Landtag: Der Aufbaustab Landtag zieht ins Schweriner Schloss. Eingerichtet sind auch Zimmer im Bildungs-, Kultur- und Informationszentrum auf dem Großen Dreesch.

Nobelpreis: Das Nobelpreiskomitee in Oslo gibt bekannt, dass der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden soll.

16. Oktober 1990

Landtagswahl: In der Nacht hat der CDU-Landesvorstand über die künftige Regierungsstruktur und die personelle Besetzung der Ministerien beraten. Namen werden noch nicht verraten. Klar aber ist: Die CDU hält am Bündnis mit der FDP fest.

Landtagswahl: Der Landesbevollmächtigte der Bundesregierung, Martin Brick, berät mit den gewählten Parteien über die erste Landtagssitzung. Zwei Ergebnisse: Die Wahl des Ministerpräsidenten und die Entscheidung über die Landeshauptstadt – Schwerin oder Rostock – stehen auf der Tagesordnung.

Und das noch: Eberhard Gerlach (FDP) protestiert gegen das ZDF. Grund: In einer Nachrichtensendung war im Hintergrund eine Karte von MV zu sehen. Darauf eingezeichnet: Rostock, nicht aber Schwerin. Dies erwecke den Eindruck, so der FDP-Mann, als sei die Hauptstadtfrage bereits entschieden.

17. Oktober 1990

Landtagswahl: Erste Fraktionssitzung der CDU im Schweriner Schloss. Eckardt Rehberg wird zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Dr. Alfred Gomolka, potenzieller Ministerpräsident, sagt im Anschluss der SVZ, dass er ein interessantes Gespräch” mit dem fraktionslosen Abgeordneten Wolfgang Schulz geführt habe. Dieser wolle sich bis nächste Woche entscheiden, wie er sich im Parlament verhält.

Landeshauptstadt: Oberbürgermeister Johannes Kwaschik (SPD) lädt die neuen Abgeordneten nach Schwerin ein. Auf dem Programm stehen: Schlossbesuch, Stadtbesichtigung, Rundfahrt mit der Weißen Flotte – und am Abend: Die verkaufte Braut” im Theater.

Und das noch: Auf das Spendenkonto des Schweriner Schlosses sind bislang 132.515 DM eingegangen, teilt Schlossdirektor Günter Koslowski mit. Die Spenden sollen für die Restaurierung des Rosa Salons verwendet werden.

Das Schweriner Schloss 1990. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0407-012 / Wolfried Pätzold / CC-BY-SA 3.0

18. Oktober 1990

Landtagswahl: Die CDU-FDP-Koalition steht. Das teilen die Verhandlungspartner mit. Acht Ministerien seien vorgesehen, zwei davon für die Liberalen (Wirtschaft und Soziales). Der aus der SPD ausgescherte Wolfgang Schulz solle in die Regierungspläne einbezogen werden. Er könne die durch Zersplitterung nicht in den Landtag gekommenen Bürgerbewegungen” vertreten, so Klaus Gollert (FDP).

19. Oktober 1990

Landtagswahl: Das endgültige Ergebnis liegt vor.

Und das noch: Hausdurchsuchungen der Berliner Polizei in der Zentrale der PDS. Den Anlass bilden Überweisungen von 107 Millionen DM aus dem PDS-Vermögen ins Ausland.

20. Oktober 1990

Und das noch: Mehr als 60 Frauen und Männer mit dem Familiennamen Stavenhagen treffen sich in der gleichnamigen Reuterstadt, um sich auf einer Konferenz mit ihrem Namen und ihren Ahnen zu befassen.

Fortsetzung folgt…