Ein Bundesland, zwei Geschichten
Mecklenburg-Vorpommern. Das Bundesland, in dem ihr lebt, gibt es noch gar nicht so lange: Es ist gerade 30 Jahre alt geworden. Dieser Geburtstag ist aber nur ein Kapitel einer langen und wechselvollen Geschichte. Einer Geschichte, in der auch Herzöge und Großherzöge regierten und Teile des Landes sogar einmal zu Schweden gehörten.
Die Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns ist eigentlich kurz und schnell erzählt. Im Jahre 1990, als die DDR in den Geschichtsbüchern verschwand, wurde es neu gegründet. Es gab freie Wahlen, Schwerin wurde Landeshauptstadt und der Landtag zog ins Schweriner Schloss.
Neu gegründet? Ja, denn Mecklenburg-Vorpommern hatte es schon einmal gegeben. Wenn auch nur kurz. 1945, als in Folge des 2. Weltkrieges in Europa Grenzen neu gezogen wurden, wurde aus Mecklenburg und Vorpommern das Land Mecklenburg-Vorpommern. Zwei Jahre hieß es so, dann wurden Bindestrich und Vorpommern aus dem Namen gestrichen. Nur wenig später, im Jahr 1952, verschwand auch Mecklenburg. Denn die 1949 gegründete DDR teilte ihren Staat in kleine Einheiten. Aus Mecklenburg wurden die Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg.
Eine Burg gab den Namen
So kurz und klar die Geschichte des Landes, so lang und wechselhaft ist die des Landstrichs. Die Eiszeit formte das Land vor vielen Millionen Jahren, ließ Hügel, Seen und Findlinge zurück. Als das Römische Reich Europa beherrschte, siedelten Germanen (Sueben) an der Ostsee, die damals Suebisches Meer hieß. Die Sueben zogen nach Süden und die Slawen kamen ins Land. Im Jahr 995 taucht Mecklenburg das erste Mal in einer Urkunde auf. Seinen Namen verdankt es einer alten slawischen Burg in der Nähe von Wismar: der Michelenburg. Von der einst mächtigen Anlage ist heute nur noch ein Erdwall in Dorf Mecklenburg übrig.
Fürsten regierten. Der bekannteste von ihnen hieß Niklot. Ab 1348 nannten sich die Herrscher Herzöge. Etwa 500 Jahre später Großherzöge. Der Landstrich war aufgeteilt in Fürsten- oder Herzogtümer. Leicht war es nie, das Leben in Mecklenburg, wenn man nicht als reicher Erbe geboren wurde. Die meisten Menschen konnten nur mit harter Arbeit in der Landwirtschaft knapp ihren Lebensunterhalt sichern. Immer wieder verwüsteten Kriege das Land.
Besonders hart war der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648. Als endlich Frieden geschlossen wurde, gehörten Wismar, Neukloster und die Insel Poel zu Schweden. Erst 1903 wurden diese Orte wieder endgültig mecklenburgisch.
1918 endete die Monarchie
Und Vorpommern? Das trägt seinen Ursprung im Namen: Pommern. Pommern leitet sich vom slawischen „po more“ ab und bedeutet so viel wie „am Meer“.
Auch hier herrschten früher Herzöge. Und als die wieder einmal ihre Gebiete neu aufteilten, entstand 1532 die Region Vorpommern. Sie schloss all die Gebiete des Herzogtums ein, die westlich der Oder lagen. Auch hier wütete der Dreißigjährige Krieg. Wie Teile von Mecklenburg kam auch Vorpommern 150 Jahre zu Schweden, dann kurz zu Dänemark und ab 1815 zu Preußen.
Gut 100 Jahre später, am 14. November 1918, drei Tage nach dem Ende des 1. Weltkrieges, verzichtete Friedrich Franz IV. zu Mecklenburg-Schwerin als einer der letzten Monarchen in Deutschland auf seinen Thron. Seitdem herrschte hier kein Großherzog mehr.
Kurz danach wurde es auch in Mecklenburg und Vorpommern dunkel. 1939 stürzte Nazideutschland die Welt in einen zweiten Krieg. Erst sechs Jahre später war wieder Frieden. Deutschland wurde geteilt und das Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern Teil der DDR. Bis 1990.
Gewusst?
Überall im Land gibt es heute noch Spuren seiner Geschichte: Große Findlinge erinnern an die Eiszeit, der wir auch die vielen Seen und Flüsse verdanken. Schlösser zeugen von Herrschaftszeiten, alte Backsteinhäuser vom Reichtum der mittelalterlichen Hansezeit. In Wismar und Stralsund sind diese Erinnerungen so gut erhalten, dass die beiden Städte sogar zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Und nach wie vor finden Archäologen bei Ausgrabungen immer wieder Überreste längst vergangener Zeiten.